Gedanken des Architekten

Architekt Josef Bieling aus Kassel beschreibt die Kirche nach ihrer Fertigstellung 1961

Nachdem durch den Neubau des Pfarrhauses der Kirchengemeinde „Maria, Königin des Friedens“ in seiner Gesamtkonzeption fertiggestellt wurde, ist nunmehr an dieser Kreuzung Sandersbeek/Geismarer Landstraße ein Akzent entstanden, der eine städtebauliche Bereicherung des Ortsteiles Geismar darstellt.

Das annähernd trapezförmige Grundstück liegt an der Geismarer Landstraße, Ecke Sandersbeek. Die Begrenzung erfolgt von drei Straßen. Hierduch erhielt das 3920 qm große Grundstück eine besondere Lage, die sich für einen Kirchbau als Dominante förmlich anbot. Deshalb wurde seitens der Stadt Göttingen der katholischen Kirchengemeinde St. Michael das Grundstück für den Kirchbau zur Verfügung gestellt.

Die Stadtplanung sah für dieses reine Wohngebiet eine offene Bauweise mit gestaffelten Wohnblocks an der Geismarer Landstraße vor. Diese damals von der Stadtplanung vorgesehene Bebauung erhält durch den Turm seinen Abschluss und führt in einen niedrig gehaltenen Winkelbau, in welchem der Gemeinschaftsraum und die Seitenkapelle mit der Sakristei untergebracht sind, zu der projektierten Straße, in der das Pfarrhaus und die weiteren Einfamilienhäuser angeordnet sind. Durch diese Gliederung wurde die Kirche organisch eingeschlossen, die durch das Vorspringen des Kirchenschiffs wohltuend betont wurde. Die gesamte Baumasse besitzt einen bewusst ruhigen Akzent, um den sakralen Charakter zu erhöhen.

Die Grundkonzeption des Entwurfes bestand darin, einen um den Altar hin in Bewegung gesetzten Raum zu schaffen, der die Gläubigen zu einer aktiven Teilnahme am Gottesdienst zwingt. Die hohen, fast fensterlosen Wände geben dem Raum die Ruhe und somit die Abgeschlossenheit von der Außenwelt. Eine starke Lichtfülle erhält der Chorraum von beiden Seiten und von oben, wodurch die Bedeutung der hl. Opferfeier optisch untermauert wird.

An der östlichen Längswand schließt sich die erdgeschossige Kapelle an, die durch große Durchgangsöffnungen mit dem Kirchenraum verbunden ist, und im südlichen Teil die Taufkapelle [heute Auferstehungskapelle] mit einer Lichtkuppel. Die Kirche wird durch eine Warmluftheizung beheizt.

Alle Fenster, den Altar, das Altarbild, die Seitenkapelle und die Drahtplastik [inzwischen entfernt] an der Vorderseite der Kirche gestaltete Franz Pauli, Dansweiler bei Köln. 

Architekt Josef Bieling, Kassel