Geschichte der Pfarrei Maria Königin des Friedens

„Maria Königin des Friedens“ ist eine junge Pfarrei, die in ihrer heutigen Gestalt erst 2006 errichtet worden ist. Auch die beiden Vorgänger „Maria Königin des Friedens“ in Göttingen-Geismar und „St. Norbert“ in Friedland sind erst nach dem 2. Weltkrieg entstanden. Doch christliches Leben und kirchliche Strukturen gibt es hier schon sehr viel länger. 

Die Vorgeschichte

1055 wird Geismar erstmals urkundlich erwähnt: Der Erzbischof von Mainz übergibt Dorf und Kirche Geismar dem Stift Nörten. Geismar und Umgebung gehören jahrhundertelang zum Erzbistum Mainz, der Erzbischof ist nicht nur geistliches Oberhaupt, sondern auch Landesherr.

Um das Jahr 1530 breitet sich die lutherische Lehre auch in Geismar aus, doch das Erzbistum Mainz kann seine Macht zunächst noch behaupten und erst 1597 übernimmt erstmalig ein evangelischer Geistlicher die Pfarrstelle in Geismar. Die Mainzer Bestrebungen einer Rekatholisierung Geismars müssen am Ende des Dreißigjährigen Krieges endgültig aufgegeben werden.

1667 wird das Apostolische Vikariat des Nordens mit Sitz in Hannover errichtet, das für die in den protestantischen Territorien Norddeutschlands verbliebenen Katholiken zuständig ist. Die wenigen Katholiken, die auf dem Gebiet unserer heutigen Pfarrei leben, gehen nach Nörten oder ins Eichsfeld, um an der Messe teilzunehmen und die Sakramente zu empfangen.

Nach der Gründung der Universität Göttingen 1737 wird die Religionsausübung schrittweise erleichtert. 1746 werden Gottesdienste für Universitätsangehörige in Privathäusern erlaubt. Bereits 1747 wird die Erlaubnis auf die in Göttingen stationierten Soldaten und die katholischen Bürger der Stadt ausgedehnt. Göttingen wird Missionsstation im Apostolischen Vikariat des Nordens.

1774 kann das Grundstück an der Kurzen Straße erworben und ein Gottesdienstraum eingerichtet werden. Schließlich wird auf diesem Grundstück die Kirche St. Michael gebaut und 1789 eingeweiht.

Nach Säkularisation 1803 und Wiener Kongress 1814/15 sind die Bischöfe keine Landesherren mehr. 1824 wird das Bistum Hildesheim neu gegründet. Auch die Missionsstation Göttingen gehört nun zum Bistum Hildesheim und wird 1825 zur Pfarrei erhoben.

In den folgenden Jahrzehnten steigt die Zahl der Göttinger Einwohner und auch die der Katholiken durch die Universität, die Kasernen und den Zuzug aus dem Eichsfeld deutlich an.

Gemeindebildung und Bau unserer Kirchen

1944/45 sind unter den Flüchtlingen und Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten, die auch in Göttingen und Umgebung ein neues Zuhause finden, viele Katholiken. Auch aus dem Obereichsfeld siedeln zahlreiche Menschen auf die andere Seite der noch durchlässigen Zonengrenze über.

Im September 1945 wird das Grenzdurchgangslager Friedland eröffnet. In einer Nissenhütte wird die erste Kapelle eingerichtet. Im Dezember 1950 kann dann eine Kapelle in einer Holzbaracke eingeweiht werden.

Der jeweilige Lagerpfarrer hält auch Gottesdienste auf den Dörfern in der Umgebung von Friedland. Auch in St. Martin Geismar und in den evangelischen Kirchen verschiedener Dörfer südöstlich von Göttingen können katholische Gottesdienste gefeiert werden.

In Friedland wird im Juli 1949 ein erster Kirchenentwurf vorgelegt und im Oktober 1952 ein Kirchbauverein gegründet. Nach der Grundsteinlegung am 2. September 1954 wird die Kirche St. Norbert am 18. Dezember 1955, dem 4. Advent, konsekriert. Genau ein Jahr später werden die drei Glocken geweiht, 1957 das Pfarrhaus fertiggestellt.

Für die Katholiken in den Gartetaldörfern kann in der ehemaligen Zuckerfabrik in Rittmarshausen eine Kapelle eingerichtet und im November 1958 auf den Namen „Zum heiligen Kreuz“ geweiht werden.

Geismar wächst in den 1950er Jahren stark. Es gibt großes Interesse an den katholischen Gottesdiensten, die in St. Martin gefeiert werden, und bald den Wunsch nach einem eigenen Kirchen- und Versammlungsraum. 1957 kann ein Grundstück am Stadtstieg erworben werden, auf dem eine Kapelle errichtet werden soll.

Im Frühjahr 1957 werden die ersten Bundeswehrsoldaten in der Zieten-Kaserne stationiert. Für sie und ihre Familienangehörigen bildet sich eine Militärgemeinde. In die Kirchbaupläne in Geismar werden nun auch die Belange der Militärseelsorge einbezogen. Das passende Grundstück für den Bau einer Kirche für die Zivil- und die Militärgemeinde wird an der Ecke Hauptstraße/Sandersbeek gefunden. Am 30. Oktober 1960 erfolgt die Grundsteinlegung, am 28. Oktober 1961 wird die Kirche auf den Namen „Maria Königin des Friedens“ geweiht.

In Friedland wird 1961 das St.-Ansgar-Haus als Jugendbetreuungshaus der Caritas eingeweiht. 1963 kann das neuerbaute Caritashaus bezogen werden, 1965 der Kindergarten.

Mit Wirkung vom 1. Juli 1963 wird Maria Frieden Geismar zur Kuratiegemeinde, der Vorstufe einer Pfarrgemeinde, und damit von der Göttinger Pfarrei weitgehend unabhängig. Im November 1966 wird der Bau des Pfarrhauses vollendet.

Umbauten und Renovierungen

Im Februar 1969 wird in Maria Frieden ein Orgelbauverein gegründet. Am 21. Dezember desselben Jahres wird die Orgel geweiht und im April 1970 werden die noch fehlenden Register ergänzt. Weil sein eigentlicher Zweck erreicht ist, nennt sich der Orgelbauverein ab 1972 Kirchausbauverein.

1973 wird der Altarraum von Maria Frieden umgestaltet. Der bisher an der Rückwand stehende Altar und die Kommunionbänke werden entfernt, ein neuer Altar im Zentrum des Altarraums aufgestellt.

Am 1. November 1973 wird die Kuratiegemeinde Maria Frieden zur Pfarrgemeinde erhoben und damit vollkommen selbständig.

Zum 15. August 1974 öffnet der Kindergarten der Gemeinde Maria Frieden seine Pforten.

1974 wird auch in St. Norbert der Altarraum umgestaltet. Am 16. März 1975 wird der Altar geweiht, am 19. April die Orgel. Im Juli wird über dem Altar die Doppelkrone installiert.

Von Dezember 1978 bis Oktober 1979 wird das Pfarrheim von Maria Frieden um den großen Saal erweitert. 1985 wird der Vorplatz umgestaltet.

1988 wird die Kapelle in Rittmarshausen renoviert. Es gibt Pläne für einen Neubau.

Der Bundeswehrstandort Göttingen wird im Jahr 1993 geschlossen. Am 29. August 1993 findet der letzte Standortgottesdienst in Maria Frieden statt, die Militärgemeinde Göttingen wird aufgelöst.

Von Juni bis September 1994 wird Maria Frieden von außen renoviert. Die Kirche erhält ein neues Dach, der Turm ein neues Kreuz, die Altarfenster und Oberlichter werden restauriert.

Im Februar 1995 brennt der Kindergarten Maria Frieden infolge einer Brandstiftung aus. Das Gebäude muss abgerissen und neugebaut werden. Bereits am 1. Dezember kann der Neubau eingeweiht werden.

Im Herbst 1995 findet die Innenrenovierung von Maria Frieden statt. Decke und Wände erhalten einen neuen Anstrich, die elektrischen Leitungen werden erneuert und hellere Lampen installiert.

In Rittmarshausen ist am 29. September 1996 Grundsteinlegung für die neue Kapelle, die am 14. September 1997, ihrem Patronatsfest, geweiht wird.

Im Spätsommer 1998 erhält Maria Frieden drei Glocken. 2001 wird das Pfarrheim Maria Frieden erneut vergrößert. 2002 werden die neuen Räume des Pfarrheims von St. Norbert im Caritashaus gesegnet.

Die heutige Pfarrei

Zum 1. November 2006 fusionieren Maria Frieden und St. Norbert Friedland. Die neue Pfarrei trägt wiederum den Namen „Maria Königin des Friedens“. Maria Frieden wird Pfarrkirche, St. Norbert und Hl. Kreuz Filialkirchen.

Am 26. November 2006 wird das neue Keramik-Relief an der Kirchenfront geweiht. Es zeigt Maria als Königin des Friedens, umgeben vom Wort Frieden in verschiedenen Sprachen. Am 12. März 2008 wird die neue Glocke für Maria Frieden geweiht. Die Anschaffung war notwendig, weil das alte Geläut aus drei Glocken die Stabilität des Turmes beeinträchtigte.

Die ehemalige Taufkapelle von Maria Frieden wird 2014 zur Auferstehungskapelle umgebaut. 2016 wird im Innenhof ein Denkmal für Edith Stein errichtet.

Literatur

Chronik

Heinz Albrecht: Chronik der Katholischen Kirchengemeinde „Maria Königin des Friedens” zu Göttingen-Geismar, 2 Bände

Der erste Band der Chronik ist 2001 anlässlich des 40. Jahrestages der Kirchweihe von Maria Frieden erschienen. Nach der Fusion mit Friedland 2006 folgte 2011 Band 2, der auch die Geschichte von St. Norbert Friedland enthält.

Beide Bände der Chronik sind weiterhin im Pfarrbüro erhältlich.

 

Geschichte der Katholischen Kirche in Göttingen

Sabine Wehking: Ein jeder darf sich gleichen Rechts erfreu’n …, Die Geschichte der Katholischen Kirche in Göttingen 1746-1990 (Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen 17), Verlag Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1992

Im Buchhandel vergriffen, aber noch im Stadtarchiv Göttingen erhältlich.