Auferstehungskapelle

Die Auferstehungskapelle liegt im rückwärtigen Bereich des Kirchenschiffes, neben dem Aufgang zur Orgelempore. Sie hat die Form einer kleinen Rotunde und ist überdacht mittels einer imaginären Lichtkuppel. Die Lichtkuppel wird durch einen hellen Lichterkranz ausgeleuchtet, wodurch der Eindruck eines Himmels entsteht. Mittelpunkt der Kapelle ist das »Haseidl-Kreuz«, das auf der Spitze einer Stele verankert ist, die den Golgotha-Felsen symbolisiert. Mit Hilfe des Lichterkranzes werden Kreuz und Golgotha-Felsen in gleißendes Licht getaucht sowie der Zuweg zur Rotunde ausgeleuchtet.

Auf den beiden gegenüberliegenden Seiten sind gepolsterte Rundbänke für je zwei Beter angeordnet. Am Eingang finden die Besucher der Kapelle ein Anliegenbuch, dem sie ihre Sorgen und Nöte anvertrauen können.

Mittels eines Hinweisschildes neben dem Eingang wird auf unsere Auferstehungskapelle aufmerksam gemacht. Dort liegt auch der Flyer mit Informationen zur Kapelle aus. 

Auferstehungskapelle Maria Frieden, Göttingen - Geismar, Haseidl, Prodlik-Olbrich

Die Vorgeschichte der Auferstehungskapelle

Die Kirche Maria Königin des Friedens in Göttingen-Geismar wurde am 29.10.1961 vom Hildesheimer Weihbischof Heinrich Pachowiak eingeweiht. Der Zustrom katholischer Familien 1944/1945 mit den Flüchtlingen und Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten sowie die Absperrung der Zonengrenze im Jahre 1952 führten weitere katholische Menschen aus dem Ober-Eichsfeld nach Göttingen. Das machte ein weiteres Gotteshaus erforderlich.

Anstelle der heutigen Auferstehungskapelle wurde ursprünglich eine kleine Taufkapelle errichtet, in der bis zum Jahr 2001 die Kinder der Gemeinde getauft wurden. Diese kleine Taufkapelle bot lediglich dem Täufling, den Paten und den Taufeltern Platz. Die Anzahl der Gäste bei einer Taufe wurde in den Jahren immer größer. Weil auch die Gemeinde an einer Taufe teilhaben möchte, wurde die Kapelle im Jahre 2001 stillgelegt und das Taufbecken entfernt. Es steht heute im Innenhof, dem Edith-Stein-Forum. Einige Zeit wurde die Taufkapelle als Beichtraum genutzt und danach zur Zwischenlagerung nicht regelmäßig genutzter Gerätschaften.

Kirchenvorstand, Pfarrgemeinderat und Kirchenausbauverein haben beschlossen, in der ehemaligen Taufkapelle eine ganz besondere Kleinst-Andachtskapelle und zwar eine „Auferstehungskapelle mit Haseidl-Kreuz“ zu gestalten. Das Haseidl-Kreuz symbolisiert die Kreuzigung und die Auferstehung in einem. Ostern 2014 wurde die Auferstehungskapelle eingeweiht. 

Das Haseidl-Kreuz

Das sogenannte Haseidl-Kreuz ist benannt nach dem Künstler und Holzbildhauer Tobias Haseidl aus Oberammergau. Das Haseidl-Kreuz bildet die zentrale Aussage der Neuen Auferstehungskapellein der Pfarrkirche. Die Auferstehung Jesu von den Toten ist der Triumph des Lebens über den Tod, des Lichtes über das Dunkel. Beides gehört zum Leben, aber das letzte Wort ist eben nicht „Tod!“, sondern „Leben!“ Der Künstler Tobias Haseidl, hat versucht, diese Gewichtung in einer Figur deutlich zu machen. Sein Christus hängt an einem V-förmigen Kreuz, das man als Victory-Zeichen deuten kann. Aber Haseidls Gekreuzigter ist gerade am Auferstehen: er richtet sich schon nach oben aus, auf Gott hin, himmelwärts, empor! Sicher: noch ist er an einer Hand angenagelt, aber die andere greift schon zum Himmel. Ein Fuß ist noch zerschunden und angenagelt, aber das andere Bein ist sprungbereit. Die Sehnen sind gespannt, künden von Vitalität und Kraft. Der Blick von Jesus ist ganz auf die kommende Herrlichkeit ausgerichtet: Sehnsucht, Leidenschaft („Passion“!), Leben und nochmals Leben! Wie ein fast Ertrunkener aus dem Wasser schnellt und gierig Luft einsaugt, so atmet dieser Christus schon die Auferstehungsfrische! Schon der Apostel Paulus muss eine ähnliche Vorstellung vom Auferstandenen gehabt haben, wie Tobias Haseidl, so schreibt Paulus doch einmal:
 
„Christus will ich erkennen und die Macht seiner Auferstehung und die Gemeinschaft mit seinem Leiden; sein Tod soll mich prägen. Nicht, dass ich es schon erreicht hätte, aber ich strebe danach es zu ergreifen, weil auch ich von Christus Jesus ergriffen worden bin. Brüder, ich bilde mir nicht ein, dass ich es schon ergriffen hätte. Eines aber tue ich: Ich vergesse, was hinter mir liegt, ich strecke mich aus nach dem, was vor mir ist. Das Ziel vor Augen jage ich nach dem Siegespreis, der himmlischen Berufung, die Gott uns in Christus Jesus schenkt.“ (vgl Phil 3,10-14)
 
Hier ist dieselbe Leidenschaft spürbar, die Tobias Haseidl in seinen Christus hineingeschnitzt hat. Schon der Glaube an diesen Auferstandenen belebt unser Leben und kann uns den langen Atem geben, den wir brauchen, um den Herausforderungen des Lebens gerecht zu werden. Noch hängen wir am Kreuz, aber unser Blick ist schon nach oben gerichtet. Noch gibt es das Leid, aber die ersten Zipfel der Herrlichkeit sind schon greifbar.
Text: Pater Manfred Hösl, Göttingen

Der Künstler Tobias Haseidl

Haseidl ist ein Künstler aus Oberammergau. Während sich viele dort ansässigen „Herrgottschnitzer“ darauf ausrichten, Krippenfiguren für den breiten Markt zu „fabrizieren“, versteht sich Haseidl als Künstler. Er fertigt nur Originale, die er selbst entworfen hat. So auch das oben beschriebene sogenannte Haseidl-Kreuz. Ein Glanzstück seiner anderen Arbeiten - eine Marienfigur - überreichte er Papst Benedikt XVI. anlässlich dessen Besuch in Bayern am Marienplatz.

Tobias Haseidl ist verheiratet und freischaffender Künstler.

Der Golgotha-Felsen - Die Stele

Der Künstler Heiko Prodlik-Olbrich, von dem der Entwurf stammt, hat der Stele eine mehrfache Funktion zugedacht:

  1. Der Golgotha-Felsen - die Stele - gehört historisch gesehen zum Kreuz.
  2. Die Stele hat vornehmlich eine dienende Aufgabe. Sie gibt dem Kreuz eine Basis - einen festen Grund - auf dem das Kreuz verankert ist. Auf einer stabilen Basis sind unterschiedlich proportionierte und gestaffelte Felsformationen gruppiert. Mit zunehmender Höhe "verjüngen" sich diese bis zur "engsten" Stelle, an der das Haseidl-Kreuz aufgerichtet ist. Die Flanken der Basis-Stele sind so geneigt, dass sie die Gabelung des Lebensbaumes (Victory-Zeichen) optisch "vorbereiten".
  3. In der Gestaltung der Felsformation können auch versteinerte Gestalten/Figuren entdeckt werden. Der Künstler platziert auf der Oberfläche der Stele silhouettenhafte Gruppen (Menschen), die sich dem Kreuz zuwenden, d.h. den Blick auf das Kreuz, auf den Herrn, richten.

 Das könnte heißen: Herr, nimm uns mit in dein Reich, ins Paradies. Eine Verstärkung der trostspendenden Funktion

Text: Heiko Prodlik-Olbrich

Heiko Prodlik-Olbrich

Geboren 1948 in Göttingen Studium Uni Hildesheim: Kunst u. Musik Seit 1983 freischaffender Künstler in Springe/Deister
Arbeitsfelder: Plastik, Malerei, Grafik, Buchillustration
Kontakt: http://www.prodlik-olbrich.de
kontakt(ät)prodlik-olbrich.de