Volkstrauertag in Geismar

Seit 1952 wird der Volkstrauertag zwei Wochen vor dem ersten Adventssonntag als Gedenktag für die Opfer der beiden Weltkriege und für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft begangen. Durch den Krieg in der Ukraine und den Auseinandersetzungen im Nahen Osten hat er in diesem Jahr ja eine noch vor einigen Jahren unvorstellbare Aktualität gewonnen. Es scheint, als ob in der Weltpolitik „Krieg“ wieder als eine normale Option salonfähig wird.

Das biblische Gegenmodell ist der Einsatz für den Frieden mit dem Spitzensatz: „Selig die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.“ (Matthäusevangelium, Kapitel 5, Vers 9) Das ist alles andere als eine romantische Träumerei. In seiner Amtszeit hat Michail Gorbatschow seine Politik an der Bergpredigt orientiert und so die größte Abrüstung aller Zeiten in Gang setzen können.

In diesem Geist begehen die Kirchen den Volkstrauertag. In ökumenischer Eintracht trug Pastor Opitz von St. Stephanus die erste Lesung vor, die Konfirmandinnen und Konfirmanden übernahmen das Fürbittgebet. Der Gospelchor „gospelfire“ unter der Leitung von Frau Hilberath aus der Martinsgemeinde setzte musikalische Ausrufezeichen in der Gemeindemesse in Maria Frieden. Nach dem Gottesdienst hielten wir noch eine kurze Andacht vor der Büste von Edith Stein. Edith Stein wurde in Göttingen promoviert. Als Jüdin wurde ihr die Lehrtätigkeit ab 1933 untersagt und sie wurde Karmeliterin. 1942 wurde sie in Auschwitz ermordet. Sie ist nun in der katholischen Kirche Co-Patronin Europas. Anschließend waren alle Mitfeiernden des Gottesdienstes zum Kirchenkaffee im Pfarrheim eingeladen.

Um 14:00 Uhr begann dann die kommunale Feierstunde in der Geismaraner Friedhofskapelle. Der Ortsheimatpfleger Martin Heinzelmann skizzierte den historischen Hintergrund, der in diesem Jahr durch den Absturz zweier US Bomber über Geismar akzentuiert wurde. Die Göttinger Oberbürgermeisterin Petra Broistedt und der Geismaraner Ortsbürgermeister Uwe Löding begrüßten aus diesem Anlass den extra aus Hamburg angereisten US-Generalkonsul Jason Chue, der in seiner auf Deutsch gehaltenen Rede die innige Freundschaft der USA mit Deutschland betonte. Nach der Kranzniederlegung und der Schweigeminute endete die Feierstunde.

Pastor B. Langer