Singen im Petersdom
Der Ökumenische Singkreis auf Chorfahrt in Rom
(Bericht von Jörg Schnitzerling und Claus Timmermann)
„Zur Heilige Messe im Petersdom zu singen und am Hauptaltar mit den Pilgern aus aller Welt den Segen zu empfangen, war für uns alle der Höhepunkt der Chorfahrt“, so der Chorleiter Dieter Wieprecht. Unter der strengen Aufsicht des musikalischen Wächters des Vatikans eröffnete der Chor die Messe, begleitete die Kommunion und beendete den Gottesdienst mit seinem Gesang am Hauptalter. Gleichzeitig war es auch der letzte Auftritt der Göttinger Freizeitsänger am Pfingstmontag in Rom.
Der „Ökumenische Singkreis“ der beiden Gemeinden Maria-Frieden / St. Martin, Göttingen-Geismar, war über Pfingsten 2016 auf einer Chorfahrt nach Rom. Das stramme Programm mit fünf Auftritten an fünf Tagen war für die etwa 40 Hobbysängerinnen und Sängern eine Herausforderung und barg manche Überraschung.
Organisiert wurde die Konzertreise von Hannelore Habedank, einer Mitsängerin, die zurzeit in Rom lebt. Gemeinsam mit dem Chorleiter und dem Organisten Joachim Tuschinsky konnte für jede Kirche ein eigenes Programm aus dem aktuellen Repertoire romantischer Chormusik zusammengestellt werden. Schwerpunkte bilden dabei eine „Messe brève no. 7 in C“ von Charles Gounod und „Missa in G op. 151“ von Josef Rheinberger.
Zur Einstimmung und als ökumenisches Element der Fahrt unterstützte der Chor einen Wochentagsgottesdienst der angelikanische Gemeinde „All Saints“. Die Liturgie, natürlich in englischer Sprache, glich der katholischen vor dem 2. Vatikanischen Konzil, zelebriert mit dem Rücken zur Gemeinde.
Erster Höhepunkt war am Freitag der Auftritt in der Bendiktinerabtei „San Anselmo“. Als künstlerischer Höhepunkt der Benefizveranstaltung der „United Nations Women’s Guide of Rome“ gab der Chor ein Konzert in der Basilika „Sant’ Anselmo all’ Aventino“, dessen Einnahmen für Projekte in der Dritten Welt genutzt werden. Chor- und Orgelmusik von Gounod, Rheinberger, Bruckner, Mendelsohn-Bartholdy, Bach, Grieg und Britten standen auf dem Programm. „Das Konzert war nur möglich geworden, da der Abbot Primare Dr. Notker Wolf uns die Tore zu diesem wunderbaren Ort mitten in Rom öffnen konnte“, erklärte uns Hannelore Habedank.
Am Pfingstsamstag dann der Vorabendgottesdienst: Bereits beim Eintritt in eine der größten päpstlichen Basiliken der Welt, die San Paolo fuori le Mura (Sankt Paul vor den Mauern), verschlug es uns den Atem. Die Größe und Pracht allein war überwältigend. Der Gedanke, über dem Grab vom heiligen Paulus zu singen, flößte uns tiefe Ehrfurcht ein. Aber schon beim „Veni Creator Spiritus“ von J. Renner war der Chor wieder voll konzentriert und eröffnete die Abendmesse vor vielen hundert Gläubigen. In der Messe selbst war dann Flexibilität angesagt, da eine vorherige Absprache mit dem Kantor nicht möglich war. Er leitete uns diskret durch die Messe, die wir mit dem „Kyrie“, dem „Sanctus“ und „Benedictus“ von Gounod begleiten durften. Auch während der Heiligen Kommunion konnten die Gläubigen den Klängen unseres Chores lauschen, „Dextera Domini“ von Rheinberger und „Lotus Iste“ von Bruckner untermalten die Kommunion. Mit dem „Ave Marie Stella“ von Grieg beendete der Chor die Heilige Messe. Unser Organist empfand es als große Ehre, auf einer so berühmten Orgel spielen zu dürfen.
Den Pfingstgottesdienst am Sonntag haben wir dann in der deutschen katholischen Nationalkirche „Santa Maria dell’ Anima“ in der Nähe des berühmten „Piazza de Navona“ feiern können. Es ist seit 1533 die Grablege des letzten deutschen Papstes vor Benedikt XVI: Hadrian IV. Überraschung: Der Zelebrant war der vielleicht bekannteste deutsche Bischof in Rom, Tebartz-van Elst, ehemaliger Bischof von Limburg/Lahn. In der vollbesetzten Kirche begleitete der Chor die gesamte Messe mit seinem Programm. Der Kaplan der Kirche stellte anschließend besonders das disziplinierte und zurückhaltende Auftreten des Chores heraus und bekam als Dankeschön das „Locus Iste“ als Zugabe. Pfingstmontag (in Italien kein Feiertag!) dann unser bereits oben erwähnte Höhepunkt: Einen Gottesdienst in der Kirche „Basilica Papale di San Pietro in Vaticano“, dem Petersdom. Auf Einladung des Leiters der Basilika kam dieser besondere Termin zustande. Schon die Dimension und Ausstattung dieser größten und berühmtesten Kirche der Welt ist unfassbar. Als wir dann 30 Minuten vor dem Gottesdienst hinter den berühmten Bronzebaldachin über dem Petrusgrab an den Hauptaltar treten durften, wurde uns die Dimension dieses Momentes erst bewusst. Wir konnten es einfach nicht glauben, dass unser „Singekreis“ an diesem Ort auftreten durfte. Und unser Organist Joachim Tuschinsky hat dann auch noch diese besondere Orgel bespielen dürfen – ein unvergesslicher Tag.
Für ein bisschen touristisches Begleitprogramm hatten wir auch noch Zeit und unternahmen u.a. einen verregneten Besuch in der Weinstadt Frascati und eine Zeitenreise durch Ostia Antica, der Ausgrabungsstätte der antiken Hafenstadt.
Eine Chorfahrt der Superlative ging damit zu Ende. Ohne den Einsatz von Hannelore Habedank, Dieter Wieprecht, Joachim Tuschinsky sowie Uwe Albrecht und ohne den Segen des Herrn wäre diese festliche, fröhliche und unvergessliche Fahrt nicht zustande gekommen.