Erntedank

Viele Menschen sind bei der Ernte beteiligt. Das Handwerk ist präsent durch unterschiedliche Berufe, durch Technik und Maschinen. Das ist Voraussetzung für eine gute Ernte. Ein Grund zum Danken.

Damit gibt es eine Nähe zur Natur, zur Schöpfung. Mit besonderer Verantwortung. Es wurde gesät und gepflanzt. Bei der Ernte wird sortiert, gewogen und gemessen. Schnell ist man bei großen Themen wie Import und Export, Arbeitsmarkt, Bruttosozialprodukt, Profit, Wettbewerb und Leistungsdruck. Das alles gehört zum Erntedank. An vielen Stellen ist hier auch der Handwerker zu finden – typisch für ihn: Mittendrin ist er in den Fragen der Welt. Er gestaltet und prägt mit – auch beim Erntedank.

Und im Glauben?

Wem danken wir? Ist es Gott – oder danken wir nur uns selbst? Meinen wir vielleicht, dass wir uns nur selbst verdanken? Schätzen wir die Schöpfung, die Natur? Schützen wir die Ressourcen? Interessieren uns die Verteilung der Lebensmittel, der Umgang mit Armut und Hunger in der Welt?

Zwar stammt das Erntedankfest aus der frühen Kultur agrarwirtschaftlicher Gesellschaften, aber wir feiern es in unserer modernen Industriegesellschaft mit neuem Sinn, inmitten hochtechnisierter Arbeitsabläufe, Kommunikationsprozesse und effektiven Managements. Denn es geht beim Erntedank (und im Glauben) nicht um Folklore, sondern wir stellen unsere ganze Arbeitsleistung des Jahres – gleich, in welcher Tätigkeit – vor Gott und verantworten uns vor ihm für unser Schaffen und Arbeiten. Dabei geht es auch um Rechenschaft darüber, wie wir unser Ernten und Arbeiten einordnen, beurteilen und von unserem Glauben her im Gewissen kontrollieren.

So schwingen beim Erntedank Besinnung und Verantwortung mit. Wir schauen auf Gott, die Kraftquelle unseres Lebens. Dabei kann manche eigene Verlegenheit zu einer Gelegenheit Gottes werden. Gott sei Dank!

Wigbert Schwarze, Dechant